Marokko المغرب

Das Königreich Marokko als eines der sechs Maghreb-Länder ist allemal ein spannendes Reiseziel. Wobei wir natürlich zwischen Reiseland und Urlaubsland unterscheiden müssen. Spannend, vielfältig, archaisch und landschaftlich abwechslungsreich ist dieses zwar muslimische aber vergleichsweise tolerante Land in vielerlei Weise. Als angenehm fiel uns vor allem die erwähnte Toleranz auf, in religiöser, kultureller und staatlicher  Hinsicht. Vor allem junge Leute sind ganz locker, Frauen ohne Kopftuch, Männer hip und aufgeschlossen unterwegs. In Essaouira gibt es eine hervorragende junge mahgrebinisch-afrikanische Musikszene auf vielen Plätzen und in diversen Lokalen.  Naturgemäß sind auch hier die Unterschiede zwischen Stadt und Land groß. Bei all dem Chaos und Menschentrubel – gefährlich schien es uns nie.

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Vor allem in den Wintermonaten bietet das Land am Atlantik witterungsmäßig gute Abwechslung. Auch wenn das baden direkt im Dezemebr und Jänner nur Hartgesottenen vorbehalten ist, sonnenbaden bei 28 Grad ist fast immer möglich.

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Der Wermutstropfen wie wohl in ganz Afrika ist die teils schlimme Umweltsituation. Mülltrennung und Verwertung findet nirgends statt. An einigen Stellen sahen wir riesige furchtbare Mülldeponien über denen ohne Unterlass Scharen von abfallfressenden Vögel kreisten. Noch schlimmer, wie hinter den Stadtmauern von Essouira, wo der Müll vermischt mit Bauschutt, Autoteilen und Industrieabfällen direkt ins Meer gebaggert wird! Badestimmung kommt da nicht auf. Hier wird einem klar vor Augen geführt, von wo die Meeresverschmutzung mit Plastik und anderem stammt. Afrika und Ostasien, hier vor allem Indien, Pakistan, Bangladesch sind die Großverursacher des weltweiten Kollapses der Weltmeere. Hier wären auch die Ansatzpunkte für den Westen, nicht Waffen und Raketen bräuchten diese Länder sondern westliche Technologien zur Abfallverwertung sollten verkauft  oder als Entwicklungsfördeung exportiert werden. Sauberes Trinkwasser würde schon Abermillionen an täglichen Plastikflaschen erübrigen.

Die Einreise: Es gibt zahlreiche Fluglinien, die Marokkos Großstädte aus ganz Europa direkt anfliegen. Auch budgetsparende Fluglinien wie Ryan oder Wizzair fliegen zu Superpreisen und direkt. Visa sind für Reisende aus EU-Staaten bis zu 30 Tagen Aufenthalt nicht von Nöten. Die Einreiseformalitäten und Kontrollen sind eher unkompliziert. Die Sicherheitsmaßnahmen im Land ebenso, einzig beim Fotografieren von Polizei, Militär oder Königs-und Regierungspalästen wird sehr empfindlich reagiert.

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Neuer Bahnhof in Marrakesch. Eine architektonisch sehr gelungene Komposition.

Reisen im Land: Es gibt einige Bahnlinien vor allem in nördlichen Landesteil. Weitere sind in Planung. Hauptreisemittel sind Autobusse verschiedener Anbieter die auch von unterschiedlichen Busbahnhöfen abfahren. Tickets sind preiswert und direkt an den Abfahrtstellen zu erwerben.

Auf Kundschaft wartende „Dienstmänner“ an den Busbahnhöfen

Mietautos werden von Fluglinien als auch im Land überall angeboten. Der Verkehrsfluss ist eher gemächlich, auf Landstraßen zwischen 80 und 100 km/h. Verkehrskontrollen sind nicht selten. Auf Autobahnen wird Maut beim Auf- und Abfahren je nach km einge-hoben. In den Städten hingegen wird gerast, gehupt und gedrängt wie wahnsinnig. Vor allem durch die schmalen und schmalsten Bazargassen preschen ständig Jugendliche auf Motorrädern ohne Rücksicht durch das Menschengedränge, speziell abends wenn die Wege nicht mehr so verstopft sind. Hier ist wird es oft wirklich gefährlich. 

Die Auswahl an Verkehrsmitteln ist bunt und vielfältig

Essen und Trinken: Die arabische Küche, der indischen in weiten Teilen nicht unähnlich, muss man mögen. Liebhabern europäischer oder vielfältiger asiatischer Küche steht der Sinn nicht unbedingt nach den sechs oder sieben eher eintönigen Gerichten, die auf den meisten Speisekarten Marokkos abgeboten werden. In Spitzenrestaurants sieht es natürlich anders aus, aber dort liegt der Preisdurchschnitt um einiges über dem Westeuropas. Alkoholische Getränke sind in Touristenorten erhältlich aber teuer. Als köstlich, vielfältig und preisgünstig können  Frucht-Milchshakes fast überall bestellt werden. Auch frisch gepresste Fruchtsäfte. Das Preisniveau allgemein liegt erstaunlicher-weise nicht wesentlich unter dem von Westeuropa, die Qualität hingegen meist schon. An den Garküchen am Straßenrand werden wenig abwechslungsreich kleine gegrillte Fische mit unglaublich vielen Gräten und weichgedünstetes Gemüse und Pommes frites für 2-3 Euro angeboten. Man muss allerdings einige Zeit suchen um eine halbwegs sauberen Platz zu finden. Die Reste kann man getrost auf den Straßenrand legen, Marokko ist ein Land von Millionen Katzen, die sich über solche Leckerbissen freuen. Was auf alle Fälle als landesweite Köstlichkeit gelten kann, wie übrigens in mehreren arabischen Ländern, sind Backwaren und Süßigkeiten aller Art. Die praktisch an allen Straßenecken angebotenen Torten, kleinen Kuchenstücke oder auch nur ganz normales Brot schmecken nicht ausgesprochen köstlich, sie sind im Vergleich zu sonstigen Speisen auch wirklich billg. Einfach probieren!

Schicke Restaurants und Kaffehäuser findet man in allen Stadtzentren.

Einkaufen: Die Marokkaner sind wie die meisten Araber handwerklich geschickt. Im Herstellen von Schnitzereien von Kupfer oder Messingarbeiten sind sie fast unübertroffen. Auch Lederwaren und diverse Kleidungsstücke in den Boutiquen und allgegenwärtigen Basaren lassen die Herzen der Europäer höher schlagen. Jedenfalls für all Jene die sich aufs Handeln verstehen. Die erst genannten Preise sind oft dermaßen unverschämt, dass nur ein reaktionsloses Weitergehen hilft.  Die Händler rennen einem ohnedies ungefragt hinterher und gehen am Ende mit den Preisen bis auf einen Bruchteil des zuerst genanten Betrages hinunter.

Ein eigenes Kapitel auf den Märkten sind die Unzahl verschiedener Gewürze, exotischer Früchte, an Fisch und Gemüse.

Wobei die echten Fischmärkte an den Häfen wieder ein eigenes Flair haben. Früh am Morgen kaufen die Großhändler und Restaurantbesitzer en gros, ab dem späteren vormittag die Hausfrauen und Köche kleinerer Lokale. Die Auswahl ist einzigartig, die Preise (im Gegensatz zu den Fischspeisen in Restaurants) niedrig.

Fragwürdige Leckerbissen der anderen  Art stellen die Fleischmärkte oder Stände in jeder Stadt dar. Halbe Kühe, lebende Hühner und anderes Getier wird hier mehr oder weniger frisch angeboten. Jedenfalls sofern man das stundenlange Hängen im Freien ohne jede Kühlung und umschwärmt von Fliegen außer Acht läßt.

Unterkünfte: Zimmer und Appartements bekommt man in wirklich allen Preisklassen. Von unter 10,- Euro bis zu mehreren hundert Euros pro Nacht ist alles möglich. Für Nicht-Tramper beginnen zumutbare, sauber und freundliche Unterkünfte mit separater Dusche und WC  bei etwa 20,- bis 25,- Euro pro Nacht und (Doppel-)Zimmer. Die üblichen Plattformen wie Booking.com und Airbnb bieten reichliche Auswahl. Beliebt und zu empfehlen sind sogenannte Riads. Traditionelle marrokanische Häuser mit oben offenen Innenhöfen um die sich in Stockwerken und Galerien die Zimmer gruppieren.

Meist gibt es eine Sonnenterasse am Dach des Riad`s. 

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Das jüdische Marokko:  Das schon immer tolerante Marokko hatte einst die größte jüdische Gemeinde in der islamischen Welt! Heute existieren noch kleinste Gemeinden in Casablanca, Marrakesch und anderen größeren Städten von unter 100 Angehörigen der jüdischen Minderheit. Nach der Staatsgründung Israels wanderten ab 1951 bis zu 25000 Juden jährlich  aus. Fast alle aus wirtschaftlichen Überlegungen und Israel wollte gezielt soviele Juden wie möglich zur Ansiedelung bewegen. In der „Operation Yakhin“ wurden von 1961 bis 1965 mehr als 100 000 Juden nach Israel gebracht und ganze Dörfer umgesiedelt. König und Regierung tun jedoch einiges um die verfallenen Stadtviertel (Mellah) und Synagogen zu renovieren und damit auch das Gedenken an jahrhundertelange jüdische Traditionen im Land zu bewahren. 

„Die Juden sind alle meine Kinder“, hatte Marokkos König Mohammed V. im Jahr 1956 nach der marrokanischen Unabhängigkeitserklärung gesagt – und ausreisewilligen Juden den Pass verweigert, als Gegenmaßnahme zum zionistischen Werben um die Juden Marokkos. Doch nach Mohammeds Tod begann der Exodus wieder. Von der einst größten jüdischen Gemeinde der arabischen Welt sind heute weniger als 2000 Juden im ganzen Land übrig geblieben.

Der renovierte jüdische Friedhof von Marrakesch befindet sich bezeichnender Weise in der Nähe des königlichen Palastes und ist tagsüber für Besucher zugänglich. Die Betreuung und den Verkauf der Eintrittskarten (etwa 1,- Euro) deren Erlöse zur Erhaltung des Friedhofes dienen, besorgen marokanische Muslime. Besonders eifrig ist vielleicht 12 jähriger Junge, der die Besucher schon am Tor empfängt und großer Liebenswürdigkeit auch die kleinsten Details genau erklären kann. Sich selbst bezeichnet er als gläubigen Moslem und darin erfrischender Weise keinerlei Hindernis. Gerade weil er auch nicht wie die meisten anderen Kinder im Land um Geld bettelt, gibt man ihm umso lieber ein kleines Trinkgeld. Auf alten Aufnahmen ist der traurige Zustand des Friedhofes nach dem Exodus seiner Bewohner zu sehen, vermutlich auch der Grund warum auf den wiederhergestellten Grabsteinen keine Namen zu lesen sind.

Die schmale Laazama-Gasse in der ehemaligen Mellah, dem Judenviertel befindet sich nach ihrer Renovierung wieder in schönem Zustand, den Eingang zur Synagoge erkennt man daran, dass sich ständig Polizisten zu ihrer Sicherheit davor aufhalten. Die übrigen Gassen vom Friedhof bis zur Synagoge sind jedoch in einem üblen Zustand und werden augenscheinlich von ärmsten Beölkerungsschichten bewohnt.

Die stilvoll und farbenfroh renovierte Synagoge von Marrakesch hat heute noch 66 jüdische Mitglieder. Sie steht Besuchern tagsüber gegen eine kleine Gebühr offen, ein kleiner Teil erfüllt die Aufgaben eines Museums.

Viel anders sieht auch die Lage in anderen Städten Marokkos nicht aus. Nach der großen Abwanderung, die Kenner übrigens rasch an die Dörfer und Altstädte der 1991 mehrheitlich ausgewanderten Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben im heutigen Runmänien denken läßt, verfielen die Mellah`s überall rasch und wurden zuletzt entweder nicht mehr oder nur vom Rand der Gesellschaft genutzt.

Die Mellah in Essaouira wartete noch auf die, auf mehreren Plakaten angekündigte Renovierung und ist in großteils traurigem Zustand. Zwei der nahe beieinader liegenden Synagogen wurden jedoch bereits wieder hergestellt und sind für Besucher zugänglich.

In der 2016 erfolgreich renovierten Slat Lkahal Synagoge zeigen alte Fotografien anschaulich den traurigen Zustand, in welchem sich das Haus bis dahin befunden hatte. Eine gute Website dazu finden sie unter diesem Link:  https://www.essaouira-mogadormagie.org/deutsch/mogador-war-j%C3%BCdisch/synagoge-slat-lkahal/

Die wieder hergestellte „Rabbiner-Synagoge Haim Pinto“ im alten Mogador – heute Essaouira genannt.

Der nicht immer zugängliche jüdische Friedhof befindet sich in Richtung Industrieviertel mit seinen Auto-und Reperaturwerkstätten, fast dirket am Meer, nur durch die alte Stadtmauer an der Rückseite getrennt.

Marrakesch

Bereits im Jahr 1070 wurde die Stadt gegründet und ist inzwischen auf knapp 1 Mio. Einwohner gewachsen. Zentrum ist die alte Medina mit ihren engen Gassen und Basaren, umgeben von der zum Großteil noch existierednen Stadtmauer aus dem Bgeinn des 12.Jhtds. und den Bab`s, den Stadttoren mit ihren unterschiedlichen Namen.

Innerhalb der Medina gibt es eigene Viertel, die Gerb`s, in denen entweder Metall, Holz, Leder und anderes in jeweiligen Straßenzügen bearbeitet wird.

Die  Färberei und Gerberei hat eine lange Tradition und befindet sich im nordwestlichen Teil der Medina. Ist heute aber mehr für Touristen ausgerichtet, denen überall lauernde „Führer“ und „Manager“ Geld für die Besichtigung abknöpfen wollen, als tatsächlich für die eigentlichen Arbeiten.

Ein Rundgang durch die abendlich verlassen aussehende Medina hat eignen Reiz, und man wähnt sich fast zu Christus Zeiten. Oft kommt es vor das dubiose Gestalten Haschisch  anbieten wollen, man sollte dabei vorsichtig sein. Auf Drogenbesitz stehen hohe Strafen.

In der Medina von Marrakesch und allen anderen größeren Städten gibt es natürlich auch hervorragende Handwerker, die etwa Schuhe oder Kleider sofort reparieren. Auch die Friseure der Stadt freuen sich über westliche Kundschaft, nur Mut.  Die Preise dafür sind äußerst günstig. Äußerst köstlich sind in Marokko alle Backwaren, vom einfachen Brot bis zu aufwendigsten Torten und kleinen Kuchen. Bei der (unterirdischen) Herstellung läßt isch unter Umständen zuschauen.

Den Mittelpunkt nicht nur der alten Medina sondern der ganzen Stadt ist der Platz Djemaa el Fna. Wie in einem riesigen offenen Zirkus gibt es hier tanzende Affen, tierische und andere, Schlangenbeschwörer mit züngelnden Kobras, Kamele, tanzende Derwische, Musik und Getöne aller Art, und das von morgens bis abends.

Das neue Marraksch: Mit dem Durchschreiten eines der alten Stadttore durchquert man nicht nur einen Torbogen sondern auch gut und gern 100 Jahre. Es ist wie eine Zeitreise. Während innerhalb der Medina oft noch Zustände wie zu Anfang des vorigen Jahrhunderts  herrschen, trifft man keine 200 Meter weiter, außerhalb der alten Mauern auf prosperierende, höchst moderne Stadtviertel.

Moderne arabische Architektur ist formschön und fügt sich farblich angenehm in die Umgebung und Landschaft ein. Leider hält die Bausubstanz meist nicht was sie optisch verspricht und nicht selten treten Alterungs-und Mängelerscheinungen schon nach wenigen Jahren zu Tage.

An heißen Tagen empfiehlt sich ein Spaziergang durch die zahlreichen schattigen Parkanlagen mit ihrem tropisch anmutenden Vogelgezwitscher.

Die Zitronen, Grapefruit und Orangenbäume in den Parks und an den Straßenalleen bieten Schatten und Obst in Hülle und Fülle. Erntezeit ist der Spätfrühling.

Wahrzeichen der Stadt ist die 77m hohe und 1158 errichtete Koutoubia Moschee. In fast allen Moscheen, so auch hier ist der Zutritt für Nichtmuslime untersagt.

Direkt hinter der Koutoubia Moschee fahren die Shuttle Busse zu Andre Hellers märchenhaftem Anima Paradies-Garten alle 2 Stunden ab. Es empfiehlt sich im Internet Eintrittstickets zu buchen, der  Shuttle zum etwa 40 min entfernten Ort Douar Sbiti Ourik ist inbegriffen. Vor etwa 15 Jahren hat sich der außergewöhnliche, inzwischen 75 jährige Wiener Künstler Andre Heller entschlossen auf Brachland einen wahrhaftigen Zaubergarten zu etablieren, der einer farbenfrohen Wunderwelt anmutet. Ein muss für Marokkobesucher! Webiste: https://www.anima-garden.com/besuchen/

Zu Fuß vom Bab – Doukala und dem Busbahnhof von Marrakesch aus erreichbar ist ein anderer Garten. Der Jardin Majorelle, vom französichen Modezar Yves Saint Laurent und seinem Lebenspartner Pierre Berge in den 1980 Jahren zu dem was es heute ist umgestaltet. Ursprünglich wurde die Anlage im Jahr 1923 vom Maler  Jauques Majorelle angelegt. Obwohl der Garten auch gute Abweschslung vom lärmenden und geschäftigen Alltag der Stadt bietet ist er aber weder von seiner Größe her noch von der Attraktivität des oben erwähnten Anima Paradies-Gartens von Andre Heller vergleichbar.

Ausflüge in die Umgebung: Sowohl bei stationären Reisebüros als auch über Fluglinien oder unter Aibnb-Erlebnissen werden arrangierte Führungen durch die Stadt, die Umgebung als auch in die Wüste oder das Atlas-Gebrge angeboten. Sehr empfehlenswert ist eine geführte Tour mit einem Berber (die Berber sind das Urvolk Marokkos mit eigener Sprache und Tradition) in Richtung Atlas und in sein Heimatdorf. Wir hatten mit Mustaffa den besten und nettesten Guide den man sich wünschen kann. Erste Station: Kamelritt in der Umgebung.

Eine Tour, welche wir aus eigener Erfahrung empfehlen können: https://www.airbnb.at/experiences/685609?c=.pi80.pkbWVzc2FnaW5nL2V4cGVyaWVuY2VzX21lc3NhZ2U%3D&euid=603c833d-a70f-ec82-6177-a03fcaf13cf6

Nächster Stopp war die Fraueninitiative zu Gewinnung des nur in Marokko hergestellten Argan-Öls. Dieses von den Früchten spezieller Bäume gewonnenen gepressten Öls kann für verschiedenartige natur-kosmetische Anwendungen verwendet werden. Die Initiative bietet speziell für die ansonsten benachteiligten Frauen Möglichkeiten beruflich auf eigenen Beinen zu stehen.

Letztendlich fuhren wir zu Fünft in ein Bergdorf im Atlas Gebirge, bis auf eine Höhe von etwa 2000 Metern. Von dort ging es zu Fuß 1 gute Stunde durch erst grünes dann zunehmend karges und steiniges Gelände bergan, um an einem Wasserfall die 1. Pause bei frischem Orangensaft zu genießen.

 Berber-Führer Mustafa als Baumgemse (über dem Abgrund) mit hohem Gleichgewichtssinn.

Höhepunkt nach weiterem Marsch über die Hochebene unserer hervorragend geführten Tour (die uns zum unglaublich guten Preis angeboten wurde), war schließlich der Besuch im Berber Dorf unseres Guides und im Haus seiner Großmutter. Das dort für uns zubreitete Essen war das mit großem Abstand Beste, das wir in ganz Marokko genießen konnten.

 

Essaouira – Mogador

 

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Etwa 175 km nördlich von Agadir und ebenso weit entfernt von Marrakesch liegt der bereits von den Phöniziern an dieser Stelle besiedelte Ort mit seinen gut 85.000 Bewohnern in herrlicher Lage am atlantischen Ozean. Einst Mogadir genannt, versprüht die Stadt einen fröhlichen, ungezwungenen und weltoffenen Charme. Eine progressive magrehbinisch-afrikanische Musikszene hat sich hier etabliert. Bereits am großen Platz hinter dem Hafentor spielen tagsüber ständig verschiedene kleine Musikgruppen und begeisten mit ihren Rhytmen Besucher und Einheimische gleichermaßen. Eine rege Lokal-und Basarszene durchziehen die vergleichsweise kleine Medina. Angenehm fehlt hier die lästige Aufdringlichkeit der Händler und Lokalbesitzer großer Städte wie Marrakesch.

Völlig untypisch für Marokko – wurde Essaouira im 18. Jhadt mit weitgehend symmetrischem Grundriss und geradlinig verlaufenden Straßen sowie den zwei Stadttoren an den Enden im Jahre 2001 in Liste der UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. Eine Reihe von Kanonen (aus Bronze und Eisen) aus dem 17. und 18. Jahrhundert stehen auf der dem Meer zugewandten Scala de la Kasbah. Im lebendigen alten Fischereihafen werden noch Schiffe in traditioneller Art aus Holz gefertigt, Netze geflickt und Angelschnüre mit Ködern bestückt.

Im Norden gelangt man durch das Tor der Medina in die Industriezone, welche sich hauptsächlich aus mehr oder weniger verwahrlosten Werkstätten aller Art zusammensetzt. Zum Meer hin durch die alte Festungsmauer getrennt verbirgt sich dahinter das ganze Dilemma Marokkos und Afrikas überhaupt.

Obwohl Marokko wohl zu den saubersten Ländern des Kontinents zählt, nimmt auch hier die rücksichtslose Umweltzerstörung, nicht nur des eigenen Lebensraumes, sondern der ganzen Weltmeere unabsehbare Ausmaße an. Jeglicher Abfall, von Plastikflaschen bis hin zu Reifen und Autoteilen wird einfach alles ins Meer gebaggert und es den Strömungen überlassen alles außer Sichtweite zu befördern. Breite, schmutzigbraune Schaumkronen begrenzen den Horizont.

Wer das ganze Deasaster der Müllentsorgung im Meer einmal gesehen hat, und es sind die wenigsten die sich hierher begeben, dem wird sponatn die Lust vergehen das Wasser auch nur zu betreten.

Am Hafendock an der Südseite der Festung herrscht ganztägig reges Treiben. Hier verkaufen die Fischer ihren Fang morgens an Großhändler und danach an die Einzelkundschaft. Allerlei Leckerbissen in vielen Farben sieht man in den Körben der Händler.

Keinesfalls sollte man sich jedoch in eines der am Platz in Kojen aufgereihten Grill-Fischlokale begeben. Hier herrscht die pure Abzocke. Um 20,- bis 25,- Euro werden einem alle möglichen Köstlichkeiten samt Beilagen und Getränken angeboten. Am Ende liegen ungewürzte anbrannte Sardinen und halbrohe oder gar verfaulte Kalamariteile am Teller, die Beilagen bestehen aus einer aufgeschnittenen Tomate und die Getränke aus einem Glas Cola.  Auf viele Kaffees danach können den ekelhaften Geschmack und die  Wut auf die versuchte Betrügerei nicht hinunter spülen.

Die optisch wunderschöne Küstestreifen südlich der Stadt an denen Kamelreiten und lärmendes Kartfahren angeboten wird, lädt auch abends zu langen Spaziergängen ein. Freundliche wilde Esel grasen abseits der Touristenzonen im Gestrüpp.

Würde die Stadtverwaltung und Regierung Rücksicht auf die komplizierte ökologische Zusammensetzung der Ozeane Rücksicht nehmen und nicht nur jene schmalen Bereiche, in denen die Sonnenliegen der Touristen Geld in die Kassen spülen vom größten Müll freihalten, könnte die Küste Afrikas nicht nur hier in Essouira pradiesisch sein. Das Umdenken müßte aber rasch stattfinden, bevor das Meer derart verseucht ist, dass sich auch die kurzsichtigsten Pauschaltouristen nicht mehr ins Wasser wagen.

 

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